Aktienrente

Die Aktienrente kommt…nicht! Ist das neue Generationenkapital die Chance für Deutschlands Rentensystem?

Mit dem Scheitern der geplanten Aktienrente in Deutschland wurde das Konzept des Generationenkapitals als neue Lösung für die Rentenversicherung geboren. Was steckt hinter diesem Ansatz und welche Lehren können wir aus den erfolgreichen Modellen der Staatsfonds von Schweden und Norwegen ziehen? In diesem Beitrag erfährst du mehr über die Hintergründe, Herausforderungen und Kritikpunkte an diesem neuen Konzept.

Inhalt

Aktienrente ade - Willkommen Generationenkapital

Mit dem Votum des Bundesverfassungsgerichts, dass der geplante Bundeshaushalt 2024 verfassungswidrig ist, fiel auch die geplante Aktienrente dem Rotstift zum Opfer. Es musste eine neue Lösung her. So ward die Idee des Generationenkapitals geboren. Das Generationenkapital ist ein neuer Baustein für die gesetzliche Rentenversicherung. Es beinhaltet Darlehen aus dem Bundeshaushalt und die Übertragung von Eigenmitteln vom Bund, um einen wertpapierbasierten Kapitalstock zu schaffen. Die Gewinne aus diesen Investments werden vorerst reinvestiert und erst ab dem Jahr 2036 werden daraus Zahlungen an die gesetzliche Rentenversicherung zur Stabilisierung der Rentenversicherungsbeiträge erfolgen. Das Generationenkapital wird also nicht dazu führen, dass du eine höhere Rente erhältst! Beleuchten wir jedoch zunächst die Frage, warum wir überhaupt eine Reformierung unseres Rentensystems benötigen.

Die Umkehrung der Alterspyramide

Einer der Gründe für die Notwendigkeit einer Stabilisierung unseres Rentensystems ist schnell gefunden: der demografische Wandel in Deutschland. Gemeint ist damit die Überalterung der Gesellschaft: Wir leben immer länger und immer weniger Kinder werden geboren. Der Anteil der Rentenbezieher steigt kontinuierlich an. Das Rentenproblem erfährt in Kürze einen massiven Schub: Die Babyboomer gehen in Rente!

Die Babyboomer und welche Auswirkungen ihr Renteneintritt hat

Babyboomer, das sind die geburtenstarken Jahrgänge nach dem 2. Weltkrieg. Im Allgemeinen meint man insbesondere die Jahrgänge 1960 bis 1964. In der westlichen Welt herrschte Wohlstand (Wirtschaftswunder) und dem klassischen Familienbild entsprachen viele Kinder.

Statistisch gesehen brachte im Jahr 1964 jede deutsche Frau 2,53 Kinder auf die Welt, dieser Wert wurde danach nie wieder erreicht.
Zum Vergleich: aktuelle Erhebungen weisen für den Herbst 2023 einen Rückgang dieses Wertes auf 1,57 aus – so wenig waren es seit 2009 nicht mehr. 

Die in den 1950er und 1960er Jahren Geborenen stellen aktuell etwa ein Drittel der heutigen Bevölkerung. Die ersten Kinder dieser Generation sind bereits in Rente. Insgesamt sprechen wir von rd. 20 Millionen Babyboomern, die ab 2025 in den Ruhestand eintreten.

Ab 2030 gehen jährlich 500.000 Menschen mehr in Rente, als auf der anderen Seite ins Berufsleben starten.

Rentenreformen sind überfällig

Diese Entwicklung macht eine Reform des umlagefinanzierten Rentensystems in Deutschland bereits seit Jahren notwendig. Bisher ist der „große Wurf“ noch nicht gelungen. 

Durch die oben genannte demografische Entwicklung verschlechtert sich das Verhältnis von Beitragszahlern zu Rentenempfängern immer weiter. Aktuell ist das Verhältnis Arbeitnehmer zu Rentner in etwa 3:1, im Jahr 2030 wird es 2:1 sein. Die Belastung für den einzelnen Arbeitnehmers erhöht sich somit stetig.

Im Jahr 2023 wurde die gesetzliche Rentenversicherung erneut mit einer Rekordsumme i.H.v. 112 Mrd. Euro  aus dem Bundeshaushalt bezuschusst. Die Mittel aus dem Bundeshaushalt decken seit einigen Jahren gut 30 % der Ausgaben der gesetzlichen Rentenversicherung. Bundesmittel, das sind nichts anderes als Steuergelder! Diese fehlen dann an anderer Stelle für wichtige Investitionen (Bildung, Infrastruktur, öffentl. Sicherheit…).

Die Pläne der Ampelregierung zum Generationenkapital

Der Start soll in 2024 sein, beginnend mit 12 Mrd. Euro. Jährlich ansteigend soll das Generationenkapital weltweit und breit diversifiziert am Aktienmarkt investiert werden. Insgesamt sollen bis Mitte der 2030er Jahre so 200 Mrd. Euro am Kapitalmarkt investiert werden. Ökologische und nachhaltige Aspekte sollen bei den Investments ebenfalls Beachtung finden.

Die Verwaltung soll durch eine Stiftung erfolgen. Durch das Konstrukt einer Stiftung soll es künftigen Regierungen erschwert werden, dass Gelder aus dem Generationenkapital zweckentfremdet werden, wenn mal wieder „Not am Mann“ herrscht.  

Nochmals: Das Generationenkapital soll als weiterer Baustein kapitalgedeckt, zentral und unabhängig verwaltet, die gesetzliche Rentenversicherung ergänzen – sie führt nicht dazu, dass du eine höhere Rente bekommst.

Aktienrente in Schweden

Als mögliches Vorbild für das neue Generationenkapital in Deutschland wird häufig Schweden genannt. Dort begann man bereits im Jahr 2000, einen Staatsfonds aufzulegen, in den 2,5 % des Bruttoeinkommens aller Arbeitnehmer fließen. Es ist eine verpflichtende Abgabe. Dies ist einer der großen Unterschiede zu Deutschland – denn in das Generationenkapital fließen keinerlei Beiträge der Versicherten. 

Die Schweden haben die Wahl, wohin ihre 2,5 % vom Brutto fließen: Entweder, sie wählen aus einem Topf von mehreren hundert möglichen Fonds selbst aus, oder, wenn sie nichts machen, fließt der Betrag automatisch in  den Staatsfonds AP7. Diese Variante wählen aktuell ca. 50 % der Arbeitnehmer. In den letzten 19 Jahren erzielte der Fonds eine Nettorendite (nach Kosten und inflationsbereinigt!) von ca. 9 % p.a.

Anders als in Schweden zeichnet sich aktuell in Deutschland keine direkte Beteiligung der Arbeitnehmer ab. Durch die Einzahlung in den AP7 erwerben die Schweden einen Anspruch auf höhere Auszahlung „ihrer eigenen individuellen“ Rente.

Leseempfehlung: Blick nach Schweden: Der Staatsfonds AP7 und welche 6 ETFs zu benötigst, um ihn nachzubilden!

Der berühmte norwegische Staatsfonds

Wenn man über staatliche Aktienfonds und Erfolgsmodelle einer modernen Rente spricht, kommt man am norwegischen Staatsfonds nicht vorbei.

Bereits 1990 legte das Königreich den Staatsfonds auf, um die umfangreichen Leistungen des Sozialstaates zu finanzieren, sich vor Schwankungen an den Rohstoffmärkten zu schützen und langfristig die Abhängigkeit von den Erträgen ihrer Öl- und Gasvorkommen zu minimieren. Beispiele für die umfangreichen Leistungen sind die kostenfreien Universitäten, 100 % Krankengeld und eine Mindestrente von 1.600 Euro für jeden.

Norwegen investiert seine Einkünfte aus der Öl- und Gasproduktion an den globalen Finanzmärkten und hält Beteiligungen an rund 9.000 Unternehmen weltweit. Darüber hinaus investiert der Fonds in Anleihen, nicht börsennotierte Immobilien und Infrastruktur für erneuerbare Energien. Nach dem Verlustjahr 2022 erzielte der norwegische Staatsfonds in 2023 einen Rekordgewinn und fuhr eine Rendite von 16,1 % ein. 

Seit etlichen Jahren genießt der norwegische Staatsfonds außerdem noch den Titel als größter Einzelinvestor am internationalen Aktienmarkt – mittlerweile 1,6 Billionen Euro schwer. 

Ein Kopieren des norwegischen Staatsfonds ist für Deutschland insofern nicht möglich, da wir nicht über Einkünfte aus dem Öl- und Gasgeschäft verfügen.

Was können wir von Schweden und Norwegen lernen?

Der gemeinsame Nenner ist schnell gefunden: Anlagen am Aktienmarkt, breit gestreut über Branchen, Länder und Währungen, kontinuierlich über viele Jahre investiert, führen zu einem tragfähigen Rentensystem.

Welche Vor- und Nachteile bzw. Kritik am geplanten Generationenkapital gibt es?

Die Vorteile liegen auf der Hand: die Beteiligung am Aktienmarkt ermöglicht hohe Renditen. Durch die zentralisierte Verwaltung sollten die Kosten sehr niedrig gehalten werden können. 
Die Nutzung eines weiteren Bausteins für die Stabilisierung des Rentensystems kann unter dem Gesichtspunkt der Diversifikation als positiv betrachtet werden.

Kritiker beziehen sich vor allem auf die mit Aktieninvestments bezogenen Risiken. Außerdem stehen Befürchtungen im Raum, dass der Staat den Rententopf in Zukunft umwidmen könnte, um den Staatshaushalt zu sanieren. Weitere Kritik wird laut, weil eine aktienbasierte Rente wahrscheinlich erst langfristig ihre Vorteile für das Rentensystem ausspielen kann. Von Gewerkschaftsseite wird angeprangert, dass die Arbeitgeber bei der Finanzierung außen vorgelassen würden. Vermögensverwalter sehen das Problem, dass der Staat kein guter Verwalter sein könnte (Ein Schelm, wer Böses dabei denkt…) Darüber hinaus gibt es Kritik darüber, dass es sich um teilweise schuldenfinanzierte Einlagen handelt.  

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