MSCI World Index

MSCI World – Das perfekte Einsteigerinvestment? Was du vor deinem Investment in den MSCI World unbedingt wissen solltest!

Der MSCI World ist vermutlich der bekannteste Index, gilt allgemeinhin als „Investment, das man haben muss“ und das ideale Einsteigerprodukt für Neulinge am Aktienmarkt. Doch stimmt das wirklich? Schauen wir uns den Index und dazugehörige ETFs einmal genau an …

Inhalt

Was bedeutet Index?

Der MSCI World, dabei handelt es sich um einen Index. Ein Index ist ein definierter Korb voller Wertpapiere, der einen (Teil)Markt oder eine Strategie abbildet.

Nehmen wir ein bekanntes Beispiel: Den deutschen Aktienindex, kurz DAX. Der DAX ist der bedeutendste deutsche Aktienindex, das „Börsenbarometer“. Er misst aktuell die Wertentwicklung der 40 größten und liquidesten Unternehmen des deutschen Aktienmarktes. Zusammen sind diese Unternehmen ca. 1,6 Billionen Euro (Stand 03.2024) wert.

Ein ganz schönes „Schwergewicht“, oder? Wir werden sehen …

Rechnerisch stellen diese 40 Unternehmen 100 % des Aktienindex DAX dar. Der DAX gewichtet diese Aktien nach Streubesitz und Marktkapitalisierung. Das bedeutet, die frei am Markt handelbaren Anteile eines Unternehmens sind für die Gewichtung im DAX relevant. Die sich hieraus ergebenden 10 größten Unternehmen, darunter findest du derzeit Namen wie SAP, Siemens, Allianz und Deutsche Telekom, stellen rd. 65 % des DAX.

Du siehst: 10 Unternehmen ergeben 65 % des DAX, der wiederum ca. 80 % der Marktkapitalisierung aller Aktien in Deutschland repräsentiert. Anders gesprochen: 10 Unternehmen repräsentieren 52 % der Marktkapitalisierung aller börsennotierten Aktiengesellschaften in Deutschland.

Klingt das nach breiter Streuung?

Was ist ein ETF?

Die Abkürzung steht für Exchange Traded Funds und bedeutet „börsengehandelter Fonds“.

Worin unterscheidet sich ein ETF von einem Investmentfonds?

Der grundlegendste Unterschied, den du unbedingt verstehen musst, ist, dass ETFs keine aktive Wertpapierauswahl tätigen.

Sie bilden, stur und starr, einen definierten Index ab. Dieser Index kann sich u.a. auf folgende Anlageinstrumente beziehen: Aktien, Renten (= Anleihen), Immobilien und Rohstoffe (dann heißen sie ETC: Exchange Traded Commodities).

Ein aktiv gemanagter Investmentfonds kann sich zwar an einem Index orientieren, muss ihn jedoch nicht sklavisch nachbilden. Stattdessen kann er versuchen, durch unterschiedliche Gewichtung der Einzeltitel eine Outperformance zu erreichen.

Fairerweise ist anzuführen, dass der Großteil der aktiv gemanagten Fonds es langfristig nicht schafft, den Index zu schlagen.

Was ist der größte Vorteil eines ETF?

Hierbei ist eindeutig das Preisgefüge zu nennen. Im Gegensatz zum aktiv gemanagten Fonds, wo gut und gern 2 % p.a. laufende Kosten aufgerufen werden, punktet der ETF mit sehr niedrigen laufenden Kosten. Wir sprechen hier von Größenordnungen zwischen 0,05 % p.a. für die günstigsten und 0,75 % p.a. für die teuersten Vertreter.

Der Unterschied begründet sich darin, dass der ETF kein teures Research tätigen muss, wie es beim aktiv gemanagten Investmentfonds der Fall ist.

Was ist der größte Nachteil eines ETF?

Im Wesen des ETF liegt sein größter Nachteil: das passive Investieren. Durch die Abbildung des jeweils zugrunde liegenden Indexes wird „nur“ eine Rendite erreicht, die annähernd der des Durchschnitts entspricht. Eine Überrendite aufgrund der Übergewichtung eines „Highflyers“ kann es dadurch nicht geben.

Was bedeutet das in der Realität? Nehmen wir bspw. den breitgefassten, amerikanischen Aktienindex S&P500. Nach seinem  Einbruch von ca. 25 % seit seinem Zwischenhoch (November 2021) erklimmt er aktuell neue Höchstkurse und weist aktuell (April 2024) eine 5-Jahres-Rendite von beeindruckenden 13,3 % p.a. auf.

Wer gibt einen Index vor?

Indizes, so der Plural von Index, werden von großen Börsen, unabhängigen Indexanbietern oder Ratingagenturen angeboten und berechnet. Zu den bekanntesten Indexanbietern zählen MSCI, S&P/Dow Jones, STOXX und FTSE.

Welche Indizes sind sehr bekannt?

Neben dem DAX hast du sicherlich vom S&P500 (die 500 größten Unternehmen der USA), dem EURO STOXX 50 (die 50 größten Unternehmen der Eurozone) oder eben dem MSCI World (die ca. 1.500 größten Unternehmen aus Industrieländern) gehört.

Wie viele Indizes gibt es?

Die Zahl wird dich vielleicht überraschen: Weltweit gibt es mehr als 3,3 Millionen Indizes, wovon Aktienindizes den deutlich größten Teil ausmachen. Interessant ist in dem Zusammenhang, dass es weltweit nur ca. 51.000 börsennotierte Unternehmen gibt. Ein Grund für diese unfassbar hohe Zahl an Indizes sind institutionelle Anleger, die individuelle Indizes für ihr Portfolio benötigen. Diese Indizes kannst du, als Privatanleger, leider nicht kaufen.

Es ist nachzuvollziehen, dass man bei einer solchen Vielzahl an Möglichkeiten ein wenig den Überblick verlieren kann. Es ist häufig schwierig die Unterschiede in den ETFs überhaupt zu finden und es liegen sehr große Überschneidungen vor.

Wer ist MSCI?

MSCI Inc. ist ein US-amerikanischer Finanzdienstleister, der eine Vielzahl an Aktienindizes entwickelt hat und regelmäßig über diese informiert. Der MSCI World ist vermutlich der Bekannteste. MSCI stellt lediglich die rechnerische Basis zur Verfügung. Emittenten (Anbieter) von ETFs wie iShares, Xtrackers, Vanguard oder Amundi nutzen die Indizes für ihre jeweiligen Anlagen.

Was ist der MSCI World Index?

Der MSCI World-Index ist ein internationaler Aktienindex, der die Wertentwicklung von Unternehmen aus 23 Industrieländern abbildet. Mit 1.479 Unternehmen weltweit spiegelt der MSCI World-Index ungefähr 85 Prozent der weltweiten Marktkapitalisierung in Industrieländern wider.

Quelle: MSCI; Stand: 02.2024 | Das monatlich aktualisierte Fact Sheet findest du hier.

Was sollte man wissen, bevor man in den MSCI World investiert?

Zunächst ist es wichtig zu wissen, dass man nicht „in die ganze Welt“ investiert, auch wenn der Name es suggeriert. Unternehmen aus Schwellenländern, den sog. Emerging Markets wie China, Indien oder Brasilien sind nicht vertreten.

Der überwiegende Teil der Firmen im Index stammt aus den USA (ca. 71 Prozent). Danach folgen, mit großem Abstand, Japan (6,17 Prozent), Großbritannien (3,75 Prozent) und Frankreich (3,15 Prozent). Deutschland ist mit 2,3 Prozent im Index vertreten. Die Gewichtung richtet sich nach Marktkapitalisierung – und da ist Deutschland, im internationalen Vergleich, nur ein „Leichtgewicht“.

Quelle: MSCI; Stand: 02.2024 | Das monatlich aktualisierte Fact Sheet findest du hier.

Der Abstand von Platz 1 zu Platz 2 ist somit bemerkenswert und de facto handelt es sich um einen USA-Index, mit weiteren Unternehmen aus Industrieländern – oder?

Wenn man sich anschaut, wer die TOP10 Werte des Index sind, die rd. 22 Prozent des gesamten Index repräsentieren, dann überrascht es dich vermutlich nicht, Namen wie Microsoft, Apple, Nvidia, Amazon und Meta (Facebook) zu lesen.

Nochmal: Die USA stellen 71 Prozent des gesamten Index. Lediglich 10 US-amerikanische Unternehmen stellen 22 Prozent des Index, der Tech-Anteil ist dabei dominierend.

Welche Risiken bestehen bei einem Investment in den MSCI World?

Durch den starken Fokus mit mehr als 70 Prozent auf die USA und darüber hinaus auf die Technologiebranche, ergibt sich ein sog. Klumpenrisiko.

Der Erfolg des Index ist unmittelbar von der US-amerikanischen Wirtschaftsentwicklung abhängig – und zwar in überproportionalem Maße.

Darüber hinaus, und für viele ein zunehmend wichtiger Punkt bei einem Investment: Beim „Original MSCI World“ spielt es bei der Auswahl der Aktien keine Rolle, wie die Unternehmen in puncto Nachhaltigkeit, faire Arbeitsbedingungen, Klimaschutz usw. aufgestellt sind, die sogenannten ESG-Kriterien. 

Mittlerweile gibt es jedoch diverse ergänzende Varianten des MSCI World, welche auch Nachhaltigkeitskriterien berücksichtigen. Du erkennst sie an den Buchstabenkürzeln ESG/SRI/PAB.

 

Leseempfehlung: Nachhaltig investieren! Wie du ein wirklich grünes Investment auswählst!

Ist der MSCI World ein gutes Investment?

Gerade durch die starke Entwicklung der Technologiewerte in den USA war der MSCI World in den letzten Jahren ein hervorragendes Investment!

Nimmt man den ETF mit dem größten Fondsvolumen, den iShares Core MSCI World UCITS ETF USD (Acc), WKN A0RPWH, dann betrug die durchschnittliche, jährliche Rendite in den letzten 10 Jahren (auf Euro) 12,22 Prozent. (Stand 03.2024)

In diesem Wert nicht berücksichtigt sind die Inflation sowie die Versteuerung deines Gewinns, es handelt sich um die Bruttorendite. Diese Art der Darstellung ist gängig und ermöglicht die Vergleichbarkeit verschiedener Investments.

Was ist das größte Problem beim alleinigen Investment in den MSCI World?

Die Antwort liegt auf der Hand: Die alleinige Ausrichtung auf die Industrienationen lässt die Chancen in den sogenannten Emerging Markets außen vor.

Die hohe Gewichtung der USA kann man zweischneidig sehen: Einerseits kommen die größten und erfolgreichsten Unternehmen aus den USA (was deren hohe Gewichtung legitimieren kann) andererseits ist aus Diversifikationsgesichtspunkten ein solch einseitiger Fokus auf US-Werte mindestens diskussionswürdig.

Die US-Wirtschaft gilt als Zugpferd, als der Primus unter den weltweiten Volkswirtschaften. Was geschieht, wenn diese Vormachtstellung bröckeln sollte? Welchen Einfluss haben mögliche politische Veränderungen in der Heimat von Uncle Sam?  Verpasst man nicht vielleicht die Aufholjagd anderer Märkte, die sich nicht oder nur in sehr geringem Anteil im Index wiederfinden?

Eine Antwort auf diese Fragen gibt es unfairerweise immer erst hinterher.

Wenn du eine breitere Streuung deiner Gelder als im MSCI World wünschst, dann schau dir die Indizes MSCI All Country World (ACWI) oder FTSE All World an. Erstgenannter beinhaltet ca. 3.000 Einzelaktien, beim FTSE All World sind es gar 4.000 Aktien. Wenn auch dies dir nicht reicht: im MSCI All Country World ACWI IMI findest du ca. 9.000 Aktien.

Seit März 2024 eröffnet sich eine ganz neue Möglichkeit in den MSCI World ohne US-Anteil zu investieren. Die Fondsgesellschaft DWS hat mit dem xtrackers MSCI World ex USA (WKN: DBX0VH) einen neuen ETF aufgelegt, in dem der US-Anteil komplett außen vor bleibt. 

Dies eröffnet die Option, sich genau den US-Anteil ins Depot zu legen, der am besten zu einem passt. Vielleicht mit einem ETF auf den S&P500. So kannst du z.B. eine 50:50-Variante wählen, falls du dich weniger im US-Markt investieren willst, als es der Index MSCI World momentan vorgibt. 

Ich habe dazu ein YouTube-Video erstellt, in welchem ich ebenfalls auf diese Thematik eingehe. Klick hier um zu YouTube zu gelangen.

Darüber hinaus findest du für fast jeden Index eine
Variante, welche ESG-Kriterien berücksichtigt. ESG ist die Abkürzung für Environment (Umwelt, z.B. in Bezug auf Vermeidung von Treibhausgasen, Energieeffizienz), Social (Soziales, hierzu zählen wie Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz) und Governance (nachhaltige Unternehmensführung, z.B. Mechanismen zur Bekämpfung von Korruption). Die Berücksichtigung der ESG-Kriterien ermöglicht es dir, mit „gutem“ oder zumindest „besserem“ Gewissen zu investieren, obwohl es keine klaren gesetzlichen Vorgaben gibt, was genau unter ESG fällt.

Leseempfehlung: Nachhaltig investieren! Wie du ein wirklich grünes Investment auswählst!

Finanzcoaching

Dein Vorsorgecoach meint:

Ein Investment in den MSCI World ist in der Vergangenheit eine sehr gute Wahl gewesen. Es spricht nichts dagegen, mit einem kostengünstigen ETF daran zu partizipieren.

Allerdings solltest du dir die Konzentration auf die USA – insbesondere aktuell den Tech-Sektor – vor Augen führen. Hierbei musst du für dich entscheiden, ob du eine breitere Streuung wünschst, oder nicht.

Leseempfehlung: 5 Top-Tipps für deinen ETF-, Fonds- oder Aktien-Sparplan! Erhöhe deine Rendite von Anfang an und baue clever Vermögen auf.

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