1. Maslow und seine Pyramide oder warum ein stabiles Haus nur auf einem soliden Fundament stehen kann
Wenn es um die Erforschung und das Verstehen der menschlichen Bedürfnisse geht, kommt man an der Maslowschen Bedürfnispyramide nicht vorbei. Der amerikanische Forscher Abraham Maslow hat Mitte des letzten Jahrhunderts mit seiner stufenförmigen Darstellung der menschlichen Bedürfnisse mehr als nur einen Meilenstein gesetzt.
Maslow unterteilt die Pyramide in grundsätzlich 5 Bedürfnisstufen, welche sich in 2 übergeordnete Stufen zusammenfassen lassen.
Er geht in seiner Annahme davon aus, dass eine nächste Stufe erst dann „erklommen“ wird, wenn die darunterliegende Stufe erreicht bzw. gesichert wurde. Dieser Grundsatz wird uns später nochmal begegnen.

Stufe 2 umfasst die Aspekte der Sicherheitsbedürfnisse. Dazu zählen die Sicherheit der Seele, der Finanzen und des sozialen Umfeldes. Außerdem fließen hier die Wünsche nach Stabilität und Ordnung mit ein.
Bei der dritten Stufe geht es um unsere Mitmenschen – unsere Sozialbedürfnisse. Wir wünschen uns zwischenmenschliche Interaktion und auch Zugehörigkeit zu einer Gruppe. Dies verleiht uns zusätzliche Sicherheit – auch ein Relikt aus grauer Vorzeit (s. Punkt 2.)
Diese 3 unteren Stufen werden zu den Defizitbedürfnissen gezählt: Wenn sie nicht gegeben sind, dann „fehlt uns was“ – egal welche Ebene es betrifft.
Den Defiziten folgen die Wachstumsbedürfnisse.
In der 4. Stufe, Ansehen, finden sich Begrifflichkeiten wie Status, Macht, Liebe und soziale Anerkennung. Hierbei gibt es, abhängig von der Person und der (kulturellen) Prägung unterschiedliche Erscheinungsformen. Während einer alles seinem Machtstreben und Erreichung von Status und Anerkennung unterordnet, fruchtet dieses Gedankengut bei einem anderen in keiner Weise.
Die fünfte und letzte Stufe stellt die Selbstverwirklichung dar. Dabei geht es um die Umsetzung von Lebensträumen, Erweiterung der Persönlichkeit oder aber das Schaffen von bleibenden Werten für die Nachwelt.
Hierbei gibt es natürlich auch unendlich viele Ziele, die verfolgt werden können.
Die Wachstumsbedürfnisse können lt. Maslow nicht befriedigt werden, weil wir nach „Erreichung“ eines Zieles immer weiterwachsen.
Die einzelnen Stufen der Pyramide stellen keine sklavische Gesetzmäßigkeit dar, sondern sollen dazu dienen, zu verstehen, welche Voraussetzungen grundsätzlich erfüllt sein müssen, um sich dem nächsten Schritt zu widmen.
Ich widme mich auch noch nicht dem Innenausbau des Hauses, wenn das Dach noch nicht fertig ist bzw. das Heizsystem noch installiert werden muss.
2. Epigenetik, Säbelzahntiger und die Große Depression

Sicherlich kennst du das Geräusch, wenn jemand, entweder um Aufmerksamkeit zu erwecken oder weil er einfach nur provozieren will, mit den Fingernägeln über eine Schultafel kratzt. Genau – dieses Geräusch meine ich…
Es lässt uns zusammenzucken und die Gesichtsmuskeln zu einem Ausdruck des (mindestens) Unbehagen verziehen. Manch einer bekommt gar eine Gänsehaut. Den Nächsten hingegen lässt es völlig kalt.
Das Geräusch erinnert uns an die scharfen Krallen des Säbelzahntigers – ein tödlicher Begleiter unserer Vorfahren vor etlichen tausend Jahren.
Der Säbelzahntiger ist mittlerweile aus unserem alltäglichen Umfeld verschwunden, die Gefahr, die von ihm ausging, damit auch.
Und dennoch zeigt unser Körper diese Abwehrreaktionen…
Dies liegt in der Epigenetik begründet. Die Angst, die damals Leben retten konnte, brannte sich in die Gene unserer Vorfahren ein und wurde immer weitervererbt. Natürlich schwächte sie sich im Laufe der Jahrtausende ab, aber verschwunden ist sie immer noch nicht vollständig.

Ähnlich verhält es sich mit individuell oder gesellschaftlich erlebten Traumata. Unter dem negativen Einfluss des externen Ereignisses verändern sich Genstrukturen, welche dann weitervererbt werden. Die Verhaltensweisen der Nachkommen ähneln dann denen der Eltern, Großeltern, Vorfahren.
Aus diesem Wissen heraus, wird versucht ein „Phänomen der Deutschen“ zu erklären: die German Angst. Der Begriff wurde in den 1980er geprägt und soll das Zögern der Deutschen, dem sich Verschließen für Neuerungen, eine grundsätzliche Skepsis beschreiben.
Die Wurzeln dafür sind in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts zu suchen: 1. Weltkrieg, die Große Depression mit Hyperinflation, Naziherrschaft, 2. Weltkrieg, Holocaust.
Leseempfehlung: Kriegsspuren: Die deutsche Krankheit German Angst von Sabine Bode (unbezahlte Werbung)
Die Furcht davor, dass sich dies alles wiederholt, scheint in unseren Genen präsent zu sein. Die Furcht vor einem Krieg ist natürlich kein rein deutsches Thema. Aber die 2 schrecklichsten Kriegsereignisse des letzten Jahrhunderts wurden von Deutschland initiiert – und verloren. Diese Schuld und die Angst vor dem Vergeltungswunsch der Opfer waren lange Zeit (oder sind es immer noch) Begleiter unserer Vorfahren gewesen.
Mit diesem, heute sagt man Mindset, wurden dann die Kinder und deren Kinder aufgezogen. Mehr oder weniger deutlich und direkt wurden die Ängste den Kindern und Enkeln gegenüber formuliert, eine prominente Rolle war dabei die Furcht, seine ganzen Ersparnisse zu verlieren – so wie es durch die Hyperinflation oder die Währungsreformen mehrfach passiert ist.
Die Angst vor dem „bloß nicht wieder alles verlieren“ reicht bis heute in weite Bevölkerungsschichten Deutschlands hinein. Aus diesem Grund ist Deutschland Sparweltmeister bei „sicheren“ Anlagen wie Sparbuch, Tages- oder Festgeld.
Die aktuelle Inflationsrate von rd. 10 % (Stand: Oktober 2022) macht aber genau DAS mit diesen „sicheren“ Geldern, was eigentlich vermieden werden soll: Es wird vernichtet. Stück für Stück verliert das Geld seinen Wert.
Sollte es so weitergehen (was jetzt nur ein theoretischer Ansatz bleiben möge!) dann wird sich der Wert des Geldes in ca. 7 Jahren halbieren.
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3. Wenn du das „Börsenparkett“ betreten willst, gib deine beiden Begleiter Angst und Gier beim Pförtner ab
Dies hat bereits unseren ehemaligen Wirtschaftsminister Michael Glos zu der Aussage gebracht: „Gier ist ein genauso schlechter Ratgeber wie Angst“.
Beides sind starke Gefühle, welche uns in unserer Urteilskraft und unserem Handeln stark beeinflussen können.
Grundsätzlich sind beide Gefühle evolutionstechnisch gesehen eine sehr sinnvolle und lebensbejahende Kombination. Auf der einen Seite die Angst, die uns vorsichtig werden lässt – bereit macht, zu kämpfen oder wegzulaufen. Die Angst vor der Konfrontation mit dem Säbelzahntiger (da isser wieder) entwickelte Vorsicht bzw. vorausschauendes Handeln. Im Zweifel rettete das Leben, das eigene oder das der ganzen Gruppe.

Auf der anderen Seite gäbe es ohne Gier wahrscheinlich keinen Fortschritt: Die Gier, Neues zu entdecken darf m.E. als Triebfeder für das Vorankommen unserer Spezies gesehen werden.
Ohne den Pioniergeist, die Erfindungen, die Entdeckungen eines Thomas Alva Edison, eines Konrad Röntgen, einer Marie Curie oder eines Elon Musk würden wir als Gesellschaft nicht da stehen, wo wir jetzt sind. Gier kann also auch durchaus positiv belegt sein.
In Bezug auf ein Engagement an der Börse haben diese beiden gegensätzliche Gefühle eins gemeinsam: Sie sind beide schlechte Ratgeber.
Die Angst hindert uns daran, Risiken einzugehen. Die Furcht vor einem möglichen (Teil-)Verlust lässt viele Menschen gar vor einem Investment an der Börse zurückschrecken.
Sofern der Kurs steigt, scheint alles in Butter zu sein. Aber wehe, wenn die Kurse gen Süden zeigen! Und das vielleicht über Tage und Wochen … Dann kommen schnell die Gedanken, die das eigene Handeln infrage stellen. Die inneren Stimmen werden lauter die sagen „jetzt verkauf schon, bevor es noch schlimmer wird“.
Angst ist kein guter Ratgeber, wenn es um Investments geht.
Ähnlich sieht es aus, wenn die Kurse steigen. Dann meldet sich der Gegenspieler „Gier“ zu Wort: „Sieh zu, dass du dabei bist. Sonst verpasst du was!“.
An dieser Stelle möchte ich ein Zitat der Börsenlegende Warren Buffet, einem der erfolgreichsten Investoren der Welt, einfügen:
Der dümmste Grund eine Aktie zu kaufen, ist, weil sie steigt.
Warren Buffet
Um nochmal auf das „Teufelchen Gier“ zurückzukommen. Die Börsenpsychologie kennt sogar einen Ausdruck dafür, wenn man seinen Worten folgt: FOMO – Fear of missing out. Die Angst etwas zu verpassen und nicht dabei zu sein – in diesem Sinne letztendlich auch eine Art von Gier. Dann steigt man ein „nur um dabei zu sein“.
Anstatt dieser Stimme nachzugeben, solltest du besser genau hinschauen: Sind die steigenden Kurse aufgrund des Geschäftsergebnisses gerechtfertigt oder liegt es „nur“ an der allgemeinen, positiven Grundstimmung an der Börse – hat also nichts mit der Aktie an sich zu tun?
3.1 Wie kannst du dich vor irrationalen (Investment)Entscheidungen schützen?
Ähnlich wie in anderen Situationen im Leben ist es sinnvoll, sich eine Strategie zurechtzulegen, einen Plan zu machen:
- Was soll mit der Investition geschehen?
- Für welche Zwecke brauche ich das Geld?
- Wie lange kann ich es anlegen?
- Welche Ausstiegs- (oder Einstiegs-)Strategie will ich verfolgen?
Unterscheide immer zwischen Wert und Preis deines Investments. Wenn du einen langfristigen Anlagehorizont von 10, 15 oder gar noch mehr Jahren hast, dann sollten dich kurzfristige Kursrücksetzer nicht aus der Ruhe bringen. Langfristig haben sich die Aktienmärkte immer wieder erholt.
Zu guter Letzt noch ein allgemeingültiger Tipp: Cool bleiben. Gibt es Marktverwerfungen (in welche Richtung auch immer) schau auf deine Strategie und lass dich nicht von Emotionen leiten.
4. Das Vorbild unserer Eltern sorgt nicht nur für „gute“ oder „schlechte“ Manieren, sondern auch für unseren Umgang mit Geld
Und dies sowohl im positiven als auch im negativen Sinne.
Sei es, positiv behaftet, dass uns unsere Eltern animiert haben, neue Dinge auszuprobieren, Vertrauen in uns gesetzt haben („Natürlich schaffst du das“) oder aber ein offenes Ohr für die noch so kleinen Wehwehchen und Sorgen hatten und uns signalisiert haben „Ich verstehe dich“. Uns im Geiste des Respektierens aller Lebensformen aufgezogen haben. All dies lässt grundsätzlich Persönlichkeiten heranwachsen, die stark, empathisch, mit wachem Auge und mit gutem Selbstbewusstsein in ihre Erwachsenenrolle hineinwachsen.
Es gibt leider auch die Kehrseite der Medaille. Eltern können, durch schädigendes Verhalten gegenüber ihren Kindern, nachhaltigen Schaden anrichten. Da ist die Mutter, die ihre Hauptaufgabe darin sieht, den Haushalt am Laufen zu halten, darüber hinaus aber ihren Kindern keine Zuneigung geben/zeigen kann oder will. Oder Eltern, die dem Alkoholismus verfallen sind und den Kindern dadurch (viel zu) früh eine selbständige Rolle aufbürden, die nicht kindgerecht ist. Schließlich gibt es gerade aktuell auch Elternpaare, die ihren Kindern alles abnehmen und alles regeln, die sogenannten Helikopter-Eltern. Den Kindern wird abgesprochen, eigene Erfahrungen wie z.B. Konfliktlösung und Kompromisse zu machen.

Es hat einen enormen Einfluss, ob wir in einem Haushalt groß geworden sind, in dem vermittelt wurde, dass Geldmittel etwas Gutes sind, man sich davon nützliche Dinge kaufen, schöne Urlaube verleben kann aber eben auch, dass das Geld nicht auf den Bäumen wächst.
Dass man etwas dafür tun muss und das heutiger Konsumverzicht später süße Früchte tragen kann.
Der Gegenentwurf dazu sieht Geld als etwas Schlechtes an. Hier fallen dann (Glaubens-)Sätze wie: „Geld alleine macht auch nicht glücklich“, „Reiche Menschen haben einen schlechten Charakter“; „Geld stinkt“.
Nun können wir an der Art und Weise der Erziehung, die wir durch unsere Eltern erfahren haben, nichts mehr ändern. Was wir aber ändern können, ist unsere Einstellung zu den Themen!
Hierzu gilt es, sich bewusst zu machen, welche negativen Glaubenssätze in uns verankert sind. Getreu dem Motto: Gefahr erkannt, Gefahr gebannt.
Im nächsten Schritt suchst du nach Umdeutungen der von dir definierten negativen Gedankengänge. Hier ein paar Beispiele:
„Geld alleine macht auch nicht glücklich“ hin zu „Geld verschafft mir die Möglichkeit andere (Geschenke, Spenden) und mich (Konsum) glücklich zu machen“
„Reiche Menschen haben einen schlechten Charakter“ hin zu „Reiche Menschen haben soviel mehr Möglichkeiten Gutes zu tun in der Welt.“
Schlechter Charakter ist keine Frage des Geldes. Den hatten sie schon, als sie noch nicht so reich waren. Er ist jetzt nur sichtbarer…
„Ich kann mit Geld nicht umgehen“ wird zu „Ich lerne, wie ich gut mit Geld umgehe und bilde mich gezielt weiter.“
Dies wird mit Sicherheit nicht leicht werden und wird auch eine Weile dauern. Schließlich kannst du ein jahrzehntelang eingeschliffenes Verhaltensmuster nicht über Nacht ändern. Wichtig ist jedoch, dass du es angehst. Schritt für Schritt und kontinuierlich.
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5. Wie das Wissen um Maslows Pyramide dir helfen kann, in der aktuellen Lage dennoch klug zu agieren.
Eingangs haben wir über die Maslowsche Bedürfnispyramide gesprochen. Eine Quintessenz daraus war, dass wir Menschen uns grundsätzlich erst dann einer neuen Stufe widmen, wenn die letzte Stufe „stabil“ erscheint.
Und genau hier liegt auch mein Appell: Das aktuelle Umfeld (10.2022) aus hoher Inflation, geopolitischen Risiken, Versorgungsunsicherheit bzgl. Gas und Strom rüttelt massiv bereits an der untersten Stufe der Pyramide: Grund- und Existenzbedürfnisse.
Das massive Auftreten und die enorme Präsenz dieser Themen in den Medien drängen sich ganz nach vorne in unser Bewusstsein. Der ein oder andere mag sogar Existenzängste haben. Aus dieser Gemengelage heraus ist es psychologisch nur verständlich, dass sich vieles darauf konzentriert, der Blick für andere Dinge vielleicht gar nicht möglich ist.
Aber genau hier liegt die Chance.
Durch die oben genannten Umstände sind aktuell viele Anlageklassen (Aktien, Gold, Anleihen) teils deutlich im Kurs gefallen. Natürlich weiß niemand, wann sich der berühmte Boden nun wirklich findet und wo genau der Tiefpunkt ist. Vielleicht geht es an den Märkten nochmal runter. Aber die Vergangenheit hat gezeigt, dass Krisen immer der Nährboden waren, um langfristig erfolgreich langfristig Kapital aufzubauen.
Versuche daher, sofern möglich, deine Sparpläne aufrecht zu erhalten oder gar neu zu starten. Bei aller Unbill dieser Tage gelingt es dir vielleicht, einen rationalen Blick auf die Dinge zu werfen.
Leseempfehlung: 5 Top-Tipps für deinen ETF-, Fonds- oder Aktien-Sparplan! Erhöhe deine Rendite von Anfang an und baue clever Vermögen auf.
Ich möchte diesen Beitrag mit einem Zitat von André Kostolany, einem der größten Investoren des letzten Jahrhunderts, beenden. Es lohnt sich darüber eine Minute länger nachzudenken. Danke, dass du bis hier mein Gast warst.
Beim Tiefstand haben die Hartgesottenen die Papiere und die Zittrigen das Geld,
auf dem Höhepunkt des Booms die Hartgesottenen das Geld und die Zittrigen die Papiere.
(André Kostolany, 1906 – 1999)

Dein Vorsorgecoach meint:
Allerdings können wir versuchen, uns von den weniger vorteilhaften Denkweisen/Verhaltensweisen in Bezug auf Geld zu emanzipieren.
Neben dem Umdeuten von (möglichen) Glaubenssätzen kommt dem strategischen, disziplinierten Umgang mit Investments an der Börse eine enorme Rolle zu.
Je klarer dein Plan ist, desto erfolgreicher wird sich dein Geld vermehren.
Leseempfehlung: Ein ETF auf den MSCI World gilt als Einsteigerinvestment. Was du vor deinem Investment unbedingt wissen solltest!